Erst vor Kurzem habe ich Ihnen in einem meiner Videos ein ganz spannendes Buch von Bruce H. Lipton mit dem Titel “Intelligente Zellen” vorgestellt. In diesem Buch geht es um das Forschungsfeld der Epigenetik und darum, wie wir selber Einfluss auf die molekulare Zellebene nehmen können. Da es mir ein wichtiges Anliegen ist, Sie über Ihre eigenen gesundheitsfördernden Möglichkeiten aufzuklären, möchte ich Sie mit der Epigenetik etwas vertraut machen.
Erfahren Sie, inwieweit Sie Ihre Gesundheit und somit den Verlauf Ihres ganzen Lebens zu großen Teilen selbst in der Hand haben.
Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Gene
Lange Zeit ging man davon aus, dass unsere DNA als Träger der Erbinformation inklusive der Gene, einen festgeschriebenen Bauplan für unser Leben liefert, der kaum bis gar nicht veränderbar sei. Anhand der Epigenetik — einem noch relativ jungen Forschungsbereich — wird nun die Entwicklung eines Lebewesens unter Berücksichtigung äußerer Einflussfelder untersucht. Dabei spielen Faktoren wie Ernährung und Bewegung, aber auch psychische Belastungen wie Stress, eine ganz entscheidende Rolle.
Welchen Einfluss die Umwelt und unsere Lebensweise auf unsere Gene hat, wurde in Zwillings-Studien untersucht. Dabei hat man über einen langen Zeitraum den gesundheitlichen Zustand eineiiger Zwillingspaare beobachtet. Je nach Umwelteinflüssen, Lebensgewohnheiten (darunter Ernährungsweisen, Bewegungsprofile und psychische Konstitutionen) und anderen Lebensumständen entwickelten sich die epigenetischen Codes der einzelnen Zwillinge — trotz völlig identischer Erbanlagen — in verschiedene Richtungen. Experten stellten beispielsweise fest, dass epigenetische Veränderungen dafür sorgten, dass nur einer der Zwillinge anfällig für Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck wurde.
Sie haben Ihre Gesundheit selber in der Hand
Vermutlich ist Ihnen der Satz “Das hatte deine Großmutter auch schon, das liegt in der Familie!” so oder so ähnlich schon einmal begegnet. Gemeint sind damit meist körperliche Beschwerden, in einigen Fällen auch schwerwiegende Erkrankungen, die über Generationen innerhalb der Familie vererbt wurden. Es scheint, als seien diese Familienmitglieder einem gesundheitlich vorgeprägten Status Quo — ihren Genen — “hilflos” ausgeliefert.
Mittlerweile hat man jedoch herausgefunden, dass lediglich ein Prozent aller Krankheiten auf unsere Gene zurückzuführen sind. Die restlichen 99 Prozent haben Sie mit der eigenen Lebensweise und dem eigenen Bewusstsein selber in der Hand. Unsere Lebensgewohnheiten bestimmen also darüber, welcher epigenetische Code sich in uns etabliert und ob oder wie er sich im Laufe der Jahre verändert.
Ernährung als entscheidender Einflussfaktor bei der Genregulation
Anhand epigenetischer Mechanismen wird untersucht, wie die Aktivität eines Gens an- oder abgeschaltet werden kann. Die chemischen Strukturen, die sich auf oder in der Nähe der Gene befinden, können anhand von Umweltreizen Auswirkungen auf unsere Gene haben. Sie wirken wie Schalter. Vor diesem Hintergrund kann eine ungesunde Ernährung durch die Aufnahme von bestimmten Enzymen den genetischen Code verändern und dadurch bestimmen, welche Gene aktiviert und welche stummgeschaltet sind. Wenn Sie auf eine gesunde Ernährung achten, die zum Großteil aus pflanzlichen Nahrungsmitteln besteht, legen Sie damit den Grundstein, die Gene für die Entstehung von Krankheiten stumm zu schalten.
Bewegung hat positive Auswirkungen auf unsere Gene
Es wird zunehmend beobachtet, wie wir mit der Kraft unserer Gedanken und Gefühle unsere eigenen Zellen beeinflussen können. Geben wir anhand positiver Gedanken aktive Reize von außen in unser fein verästeltes Nervensystem, beispielsweise durch neue Denkmuster, stellt unser Gehirn neue Nervenverbindungen her. Lange im Gehirn verhaftete Muster können auf diese Weise allmählich ersetzt oder sogar ganz gelöscht werden. Dadurch haben wir die Möglichkeit, unser Gehirn immer wieder neu zu programmieren.
Diesen Effekt machen wir — mein Mann Roland Liebscher-Bracht und ich — uns in unserer Schmerztherapie bereits zunutze. Antrainierte einseitige Bewegungsmuster, deren Ansteuerung in bestimmten Hirnprogrammen reguliert wird und die langfristig für Schmerzen sorgen, können mit neuen Bewegungsimpulsen zu einer Umprogrammierung der entsprechenden Programme führen.
Stress und Anspannung verhindern körpereigene Heilungskräfte
Unser Gehirn empfängt permanent Signale, die sich über Energiebahnen innerhalb unseres körpereigenen “Kommunikationssystems”, dem Bindegewebe (Faszien), ständig verbreiten. Lang anhaltender Stress, Anspannung und negative Denkmuster lassen dieses System mit der Zeit starr und unflexibel werden. Überspannte Muskeln und verfilzte Faszien sind die Folge — wir werden unbeweglich. Wir bekommen Schmerzen, verfangen uns schnell in weiteren negativen Denkmustern und der Körper reagiert erneut darauf. Veränderte Stoffwechselprozesse und eine aus dem Gleichgewicht geratene Hormonlage (beispielsweise aufgrund eines erhöhten Cortisolspiegels) können das Resultat dieser Negativ-Spirale sein und langfristig auf unsere Gene einwirken. Unsere Selbstheilungskräfte sind beeinträchtigt, die Gene für die Heilung, Ihr sogenannter “Innerer Arzt” ist stummgeschaltet.
Gene legen also keineswegs den weiteren Verlauf unseres Lebens auf gesundheitlicher Ebene fest. Vielmehr bieten sie uns Gelegenheiten und stellen uns in vielen Bereichen vor die Wahl.
Sie selbst bestimmen daher entscheidend darüber mit, wie sich Ihre Gesundheit und Ihr Leben entwickeln. Wenn Sie auf eine gesunde Ernährung sowie regelmäßige und abwechslungsreiche Bewegung setzen und achtsam mit sich umgehen, können Sie trotz genetischer Prädisposition dem tatsächlichen Ausbruch bestimmter Erkrankungen wirksam vorbeugen.